Berufsfeuerwehrtag 2005, 16.10.2005
von Markus Leitner, BRK
24-Stunden Jugend-Berufsfeuerwache
Feuerwehr und Rotkreuz-Helfernachwuchs pausenlos im Übungseinsatz
24 Stunden spannenden und anstrengenden Alltag an einer Berufsfeuer- und Rettungswache durchlebten am vergangenen Wochenende rund 50 Jugendliche von Jugendfeuerwehr und Jugendrotkreuz in Bad Reichenhall. Von Samstagmorgen bis Sonntagmorgen verwandelte sich das Feuerwehrgerätehaus an der Reichenbachstraße in ein pausenlos besetztes Rettungszentrum, wobei auch das JRK vorübergehend mit vier Krankenwagen in die Feuerwehr-Fahrzeuggaragen einzog. Immer wieder wurden die jungen Helfer zu insgesamt 19 realistisch inszenierten Übungseinsätzen im Stadtgebiet geschickt und konnten die zuvor praktisch und theoretisch in Kursen vertieften Fähigkeiten und Kenntnisse unter Beweis stellen.
Vielfältige Herausforderungen warteten an den einzelnen Stationen im gesamten Stadtgebiet auf die Helferteams: Technische Hilfeleistungen, Brandbekämpfung, Erste Hilfe und Notfallrettung. Da keiner der jungen Teilnehmer zuvor über Inhalt und Ablauf des Berufsfeuerwehrtags informiert wurde, sorgten die unerwarteten Alarmierungen für viel Spannung und Aufregung. Mit einer Menge Schminke und Geduld kümmerte sich das Team für realistische Unfalldarstellung ständig um Nachschub an Patientendarstellern. Auch in der Zwischenzeit waren die jungen Berufsretter voll ausgelastet: Fahrzeugpflege, Materialergänzung und theoretischer Unterricht standen auf dem Programm.
Viel Spaß gab es beim gemeinsamen Frühstück, Mittagessen und Abendbrot sowie während der Bereitschaftszeit mit Übernachtung in der Feuerwache. „Der Ablauf war super organisiert. Uns hat es allen total gut gefallen!“, lobten die erschöpften Nachwuchseinsatzkräfte Sonntagfrüh in versammelter Runde das Organisatorenteam. Die rund 20 erwachsenen Feuerwehr- und Rotkreuz-Organisatoren waren mit Feuer und Flamme bei der Sache, gaben während der Übungseinsätze wertvolle Praxistipps und sorgten für einen reibungslosen Veranstaltungsverlauf. Am Abend wurde es im Stüberl gemütlich, in weiteren Räumen wurden Fotos der Tageseinsätze präsentiert und Filme vergangener Übungen vorgeführt.
Vor allem die Organisation und Aufgabenverteilung in der Gruppe sowie die Zusammenarbeit zwischen Jugendfeuerwehr und Jugendrotkreuz wurde intensiv geübt: Am Vormittag wird ein eingeklemmter Radfahrer unter einem umgestürzten Baumstamm in der Thumseestraße befreit und notfallmedizinisch erstversorgt. Vier verletzte Menschen müssen gegen 11 Uhr bei einem schweren Verkehrsunfall in der Langen Gasse im Autowrack erstversorgt und mit dem hydraulischen Rettungssatz befreit werden. Als das Fahrzeug im Anschluss in Flammen aufgeht, reagieren die beiden für den Brandschutz zuständigen Jugendfeuerwehrmänner blitzschnell und starten den Löschangriff. Da die jungen Einsatzkräfte weitgehend selbständig arbeiten, müssen die erwachsenen Ausbilder und Fahrer nur gelegentlich eingreifen und unterstützen.
Zusätzlich werden zahlreiche kleinere Einsätze für die Jugendlichen inszeniert: Eine Verletzte mit verätzten Beinen, ein Ölunfall, mehrere intern erkrankte Patienten sowie drei Reanimationen. Da die Übungseinsatzorte im gesamten Stadtgebiet verteilt liegen, nutzen viele Passanten die Möglichkeit und beobachteten die Nachwuchshelfer bei ihrer Arbeit. Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier besucht die jungen Helfer beim theoretischen Unterricht „Brennen und Löschen“ im Feuerwehr-Schulungsraum, sein Kollege Karl Dörfler macht sich beim Verkehrsunfall-Übungseinsatz in der Langen Gasse ein Bild von der Lage.
Unter Atemschutz retten gegen 14 Uhr zwei junge Feuerwehrmänner einen bewusstlosen Mann aus den verrauchten Stadtwerken und übergeben ihn den Jugendrotkreuz Sanitätern zur weiteren Notfallbehandlung. Bei einem Bauernhofbrand in Schwarzbach-Marzoll treffen alle Helfer-Teams wieder zusammen: Vier zum Teil schwer Brandverletzte Menschen werden von den Atemschutzträgern aus dem Gebäude gerettet und vom Jugendrotkreuz fachgerecht erstversorgt und stabilisiert. Zeitgleich läuft die Brandbekämpfung aus mehreren Rohren. Mit der Drehleiter muss am Abend eine Patientin nach einer Wohnungsöffnung mit gebrochenem Oberschenkel über den Balkon gerettet werden, da das Treppenhaus zu eng für die Trage ist.
Als große Abschlussübung in der Dunkelheit wird kurz nach 20 Uhr am Festplatz ein Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten und anschließendem Autobrand nachgestellt. Die Jugendrotkreuz-Sanitäter sind zunächst auf sich allein gestellt und müssen die Verletzten nach der Erstbehandlung selbst aus den Unfallfahrzeugen retten. Als alle Patienten in Sicherheit sind, gehen die Autowracks in Flammen auf und erhellen die Nacht. Ein spektakuläres Schauspiel von nur kurzer Dauer, denn die Jugendfeuerwehr startet sofort den Löschangriff mit Schaum und Wasser und verhindert Schlimmeres.
Bereits in zwei Jahren soll es in Bad Reichenhall den dann mittlerweile dritten Jugend-Berufsfeuerwehrtag geben, so wünschen es sich die begeisterten jungen Teilnehmer. Auf die Organisatoren rund um Andreas Gabriel, Markus Rauch, Ingo Neumann, Burkhard Hupf und Franziska Gerhartsreiter wartet auf jeden Fall wieder jede Menge Arbeit.