Waldbrandbekämpfung aus der Luft
Zusammenarbeit von Bundeswehr und Bundesgrenzschutz mit der Feuerwehr
Bereits seit vielen Jahren besteht zwischen den Feuerwehren Bayerns und den verschiedenen Dienststellen der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutz eine intensive Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Brandbekämpfung aus der Luft in allen seinen Variationen.
In einem Sommer wie in diesem Jahr (2003) und mit täglich neuen Meldungen über Waldbrände in unseren Nachbarländern ist dieses Thema gerade sehr aktuell und in aller Munde.
In Bayern sind bei zahlreichen Feuerwehren Aussenlastbehälter stationiert, das sind Löschwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 500 bis 5.000 Liter zum Anhängen an die verschiedenen Hubschraubertypen.
Bei der Feuerwehr Bad Reichenhall stehen zusätzlich zu den Aussenlastbehältern zwei Waldbrandsätze bereit, die bei Bedarf zum Einsatzort geflogen werden können. Diese Waldbrandsätze sind verlastbare Gitterboxen, die mit Pumpen, Schläuchen, Strahlrohren, Feuerpatschen, Wasserrucksäcken, Motorsägen und einem Faltbehälter beladen sind.
Der Einsatz von Hubschraubern wird vom „Einsatzleiter Feuerwehr“ in Absprache mit dem zust. Landratsamt abgestimmt und beim Lagezentrum im Bayer. Staatsministerium des Innern angefordert. Das Lagezentrum gibt diese Anforderung mit den Einsatzdaten z.B. an den „Gefechtsstand des Lufttransportgeschwaders 61“ in Penzing weiter. Ausserhalb der Dienstzeit dauert es ca. 1 Stunde bis die Hubschrauberbesatzung alarmiert und der Hubschrauber in der Luft ist.
Nach Eintreffen am Einsatzort wird der Einsatzablauf und die erforderliche Taktik bei einem Briefing abgesprochen um dann sofort mit den Löscharbeiten beginnen zu können.
Die Feuerwehr Bad Reichenhall hatte vor kurzem zu einer groß angelegten Waldbrandübung eingeladen. Bei hervorragenden Flugbedingungen standen 5 Hubschrauber für diese Übung zur Verfügung. Von der Luftwaffe wurden zwei Bell UH-1D, vom Heer zwei CH-53 und vom Bundesgrenzschutz wurde eine Puma entsandt.
Um 10 Uhr waren 30 Soldaten, 3 BGS-Beamte und 50 Frauen und Männer der Feuerwehr Bad Reichenhall zum Briefing auf dem Hubschrauberlandeplatz in Oberjettenberg bei Bad Reichenhall angetreten und konnten von SBI Andreas Gabriel begrüßt werden.
Übungsgebiet war die Moosen-Alm in 1.400 Meter Höhe. Für die Darstellung wurden mehrere Feuer in Blechfässern entzündet und mit dem Nebelgerät wurde für die erforderliche Kulisse gesorgt.
Bis auf das Bodenpersonal wurde die gesamte Mannschaft in das Einsatzgebiet geflogen. Nachdem auch die „Feuerwehrtechnik“ auf die Moosen-Alm geflogen wurde, begannen die Hubschrauber mit Löschflügen.
Für die Piloten war die Darstellung mit Feuer und Nebel sehr willkommen, konnten sie doch sofort erkennen, ob der Löschversuch erfolgreich war oder nicht. Bei den ersten Anflügen auf die brennenden Fässer wurde auch prompt gemeldet: „Feuer nicht bekämpft!“ Mit jedem Flug wurde die Treffgenauigkeit besser und unter den Hubschrauberbesatzungen entstand ein regelrechter Wettkampf. Höchste Konzentration der Piloten erfordert auch das Befüllen des Faltbehälters. Dabei muss der Aussenlastbehälter (Löschwasserbehälter) völlig in den Faltbehälter versenkt werden. Der Faltbehälter ist nur ca. 60 cm breiter als der Löschwasserbehälter, so dass dem Pilot für dieses Manöver links und rechts nur je 30 cm übrig bleiben. Dass die Piloten ihre Maschinen beherrschen und Zentimetergenaue Anflüge möglich sind, haben sie auf der Moosen-Alm eindrucksvoll bewiesen.
Nach rund einer Stunde wurden ca. 50.000 Liter Wasser über einen Höhenunterschied von 1.000 Meter transportiert und vom Einsatzleiter, SBM Walter Nöhrig, konnte „Feuer aus“ gemeldet werden.
Eine wichtige Erkenntnis dieser Übung war wieder einmal, dass ein Waldbrand nicht ohne die Mithilfe von Feuerwehrleuten am Boden bekämpft werden kann. Das großflächige Abwerfen von Wasser kann die vielen Glutnester in Latschen und Wurzelstöcken oft nicht erreichen. Hier sind die Feuerwehrleute mit Strahlrohren und einer Menge Kondition gefordert. Auch Einsatzführung und Kommunikation sind entscheidend für einen erfolgreichen Einsatz, Flugfunkgeräte sind dabei unentbehrlich. In Bad Reichenhall werden diese Einsatzsituationen mehrmals pro Jahr geübt. Derzeit stehen dafür 35 speziell ausgebildete „Flughelfer“ für diese Einsätze zur Verfügung. Zu ihrer Ausbildung zählen das Ein- und Aussteigen im Schwebeflug, das Auf- und Abseilen in steilem Gelände aus dem Hubschrauber, das Aus- und Einhängen von Löschwasserbehältern am schwebenden Hubschrauber sowie die Bedienung im Hubschrauber.
Durch den Tourismus auf den Bergen sind Waldbrände immer auch eine Gefahr für Mensch und Tier. Unachtsam weggeworfene Zigarettenkippen oder Glasflaschen können ein Auslöser für Waldbrände sein, welche oft nur durch einen gewaltigen Personal-, Material und Kostenaufwand bewältigt werden können. Der Schaden für die Natur ist dabei noch gar nicht eingerechnet.
Nur durch ständiges Üben der Feuerwehren mit der Bundeswehr und dem Bundesgrenzschutz ist es möglich, diese Art von Einsätzen zu beherrschen und zu bewältigen. Man kennt sich und schätzt sich und kann sich jederzeit darauf verlassen, dass schnellstmögliche und professionelle Hilfe geleistet wird.