Brand Firma Schowanek, Piding, 15.11.1963
Aus dem Reichenhaller Tagblatt vom 18.11.1963
Der Großbrand bei Schowanek in Piding
Ernste Bewährungsprobe für die Freiwilligen Feuerwehren - Vorbildlicher Einsatz verhinderte Katastrophe
Es ist zur Stunde noch ungeklärt, wie der Großbrand in der Holzperlen- und Spielwarenfabrik Schowank in Piding entstand, der am Freitagabend Piding und Umgebung in Atem hielt. Fest steht jedoch heute schon, dass durch den aufopfernden Einsatz der beteiligten 20 Feuerwehren mit ihren rund 250 Feuerwehrmännern eine Brandkatastrophe großen Ausmaßes verhindert wurde. Über die Höhe der Brandschadenssumme gibt es zur Zeit noch keine definitiven Angaben. Sicher dürfte aber sein, dass der verhinderte Schaden weit höher liegt als der tatsächliche entstandene.
Dabei hatten die Löscheinheiten unter äußerst ungünstigen Voraussetzungen an die Brandbekämpfung zu gehen. Es war Nacht, ein starker Föhnwind begünstigte Funkenflug und Brandausdehnung und die Magazinbestände der Fabrik (Holz und Farbstoffe) waren ein „dankbares“ Brandobjekt. Besonders erschwerend waren hierbei die hochexplosiven Vorräte an Nitrolacken, die brennend auf dem Wasser schwimmen und naturgemäß nur unter erheblicher Gefahr bekämpft werden können.
Als am Freitagabend gegen 19.30 Uhr die Betriebswache den Brand entdeckte, wurde sofort der Ortsalarm ausgelöst. Während die Ortswehr und die Betriebsfeuerwehr sogleich die Brandbekämpfung aufnehmen konnten, setzte sich die Wehr Marzoll unaufgefordert in Marsch. Um 19.35 Uhr ging die Brandmeldung bei der Landpolizei Bad Reichenhall ein. Nun lief die Alarmapparat planmäßig an. Es wurden die Stadtwehr und die Wehren Anger und Aufham angefordert. Das Tanklöschfahrzeug der Stadt war binnen kürzester Frist an der Brandstelle. Dichter Qualm drang aus der Magazinhalle, der Färberei und der Schleiferei des Werkes. Die Leitung des Einsatzes wurde von dem zwischenzeitlich eingetroffenen Kreisbrandinspektor Fischer und Kreisbrandmeister Strasser übernommen. Mit per Funk der Landspolizei angeforderten Frischluftgeräten versuchte man zunächst den Brandherd im Innenangriff zuleibe zu rücken. Dieser Versuch musste jedoch bald aufgegeben werden, weil das Feuer schon zu weit um sich gegriffen hatte. Folgerichtig wurde nun der taktische Schwerpunkt der Brandbekämpfung auf die Lokalisierung des Brandes und die Abschirmung der bedrohten Umgebung verlegt. So galt es vor allem das Bürogebäude und die angrenzende Maschinenhalle vor einem Brandübergriff zu schützen. Speziell der Maschinenraum stellt den lebenswichtigen Teil der Fabrik dar. Wie schon erwähnt, wurde gerade diese Abwehraktion durch den stark aufkommenden Föhnwind erheblich erschwert.
Man entschloss sich schließlich, Großalarm zu geben. Es wurde nachbarliche Löschhilfe in Salzburg, Freilassing und Traunstein angefordert. Landrat Jacob war in der Zwischenzeit auch erschienen, um sich an Ort und Stelle zu informieren. Auch Kreisbrandinspektor Krittian traf zusammen mit den Löscheinheiten ein. Die Wehren Karlstein, Bayerisch Gmain, Berchtesgaden, Schneizlreuth, Siegsdorf, Bischofswiesen wurden angefordert, da sich die Bekämpfungsaktion immer schwieriger gestaltete. Rund 30 Strahlrohre und 5 Tanklöschfahrzeuge waren am Werk. Rund 3000 Meter Schlauchleitungen waren insgesamt verlegt.
Alles in allem ein Großeinsatz, wie in der Landkreis Berchtesgaden in den Nachkriegsjahren noch nicht erlebt hat. Viereinhalb Stunden härtester Einsatzarbeit und vorbildlichen Zusammenwirkens aller Beteiligten war notwendig um das Großfeuer soweit unter Kontrolle zu bringen, dass gegen 24 Uhr die ersten Einheiten entlassen werden konnten. Es stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest, dass der wichtige Maschinenraum völlig unversehrt gerettet war. Auch das Bürogebäude war zu dieser Zeit schon außer Gefahr. Erst gegen 5 Uhr morgens war die Aktion dann so weit, dass man sich mit einer Brandwache, gestellt von der Ortswehr und der Wehr Marzoll, begnügen konnte.
Noch im Laufe des Samstags, bis spät in die Abendstunden, mussten aber die Wehren Bad Reichenhall und Bayerisch Gmain zugezogen werden, da durch versteckte Brandherde immer wieder eine akute Gefahr entstand. Nach der endgültigen Ausschaltung aller Gefahrenmomente konnte man zweifelsohne feststellen, dass die eingesetzten Feuerwehren eine große Bewährungsprobe mit Erfolg absolviert haben. Darüber hinaus war wohl auch zu registrieren, dass es um die Ausrüstung der Löscheinheiten nicht schlecht bestellt war.