PKW-Bergung aus dem Thumsee

Aus dem Bericht des Zugführers Gschwendtner über die Bergungsversuche und Bergung selbst des am 4. Mai 1958 im Thumsee abgesoffenen Pkw-Carmann-Chia.

Am Sonntag den 4. Mai vormittags ca. 8.45 Uhr wurde die Wehr telefonisch zu einer Bergung eines im Thumsee verschwundenen Pkw gerufen. Personen seien keine mehr im Wagen, Taucher wären zweckmäßig.

Gegen 9.00 Uhr rückte der Zugführer Gschwendtner mit LF 15 und 2 Tauchern zum Thumsee ab.

Die Wehrmänner Schieder Walter und Ziegler Cornelius tauchten dann abwechselnd mit dem einzigen AGA-Preßluftatmer in Tiefen bis zu 10 m in kleinen und größeren Umkreis bei der Unfallstelle, leider ohne Erfolg. Wegen der schlechten Sicht und der niedrigen Wassertemperatur wurden mangels Taucher-Schutzanzügen die weiteren Tauchversuche eingestellt. Auch weitere Versuche mit mehreren an einem Schleppseil befestigten kleinen Suchankern blieben ohne Erfolg.

Da die Nachbarwehr in Salzburg für Tauchzwecke wesentlich besser ausgerüstet und geschult war, erfolgte deren Alarmierung. Gegen 13 Uhr fuhren zwei Fahrzeuge der BF Salzburg auf und machten ähnliche Tauch- und Bergungsversuche wie sie bereits gemacht worden waren. Es tauchten ebenfalls zwei Mann. Gegen 18 Uhr stellten auch sie dann die Bergungsversuche ein und rückten wieder ab. Der gesunkene Wagen wurde an diesem Sonntag nicht gefunden.

Am folgenden Dienstag und Mittwoch wurden mit einem inzwischen neu angefertigten Suchanker und einer improvisierten Unterwasser-Kabellampe (Stromquelle ein im Boot mitgeführtes 24 Volt Lichtaggregat) neue Bergungsversuche unternommen. Aber auch diesmal wieder ohne Erfolg.

Auch der Hausmeister vom Seewirt machte jeweils nach dem Abrücken der Wehr Such-Versuche mit einem Magneten außerhalb unsers abgesuchten Gebietes, die dann auch tatsächlich insofern ein Ergebnis zeigten, dass der Magnet in einer Tiefe von 13,5 m und ca. 35 m Entfernung vom Seeufer an einem eisernen Gegenstand haften blieb. Die Suchleine mit dem unten befindlichen Magneten befestigte er an einer kleinen schwimmenden Boje.

Am Donnerstag wurde die Feuerwehr vom Fund in Kenntnis gesetzt. Der Zugführer Gschwendtner fuhr zum See, lotete die genaue Tiefe und die Entfernung zum Ufer aus. Nach Anfertigung eines einfachen Lageplans wurden folgendes Vorgehen festgelegt:

Von Booten aus absuchen des mit der Boje festgelegten Seeboden mit dem Suchanker, damit sich dieser Einhaken soll und dann an dem Ankerseil den Taucher hinunterschicken der endgültig festzustellen hatte, ob der am Magneten hängende Gegenstand auch tatsächlich der gesuchte Pkw ist.

Beim Abtauchen dann vom Wehrmann Halter Rolf wurde einwandfrei festgestellt, dass es wirklich der gesuchte Pkw war, welcher mit den Rädern nach oben unten lag. Da nun leider keine gefüllten Pressluftflaschen mehr da waren, musste die eigentliche Bergung auf den nächsten Tag verschoben werden.

Am Freitag konnte erst gegen 16 Uhr an die Bergung herangegangen werden, weil die Pressluftflaschen erst so spät eintrafen. Die Bergung selbst lieft dann ungefähr folgendermaßen ab:

Zur Verfügung standen ein LF 15, eine Drehleiter als Kran und drei gewöhnliche Kielboote.

A) Bereitstellen der Boote:

1. Tauchermannschaft
2. Ankermannschaft mit Abschleppseil
3. Beobachterboot

B) Bereitstellen der Geräte am Ufer

1. Aufstellen der Drehleiter am Ufer mit seitlich gestelltem unausgezogenem Leiterteil und befestigen der Laufrolle am inneren Haken.
2. Ausrüsten des Tauchers mit Seilschlinge, Bindedraht und im Booten den Haken des Abschleppseils

Innerhalb 8 Minuten hatte der Taucher in einer Tiefe von rd. 13 m das Abschleppseil ordnungsgemäß am Fahrzeug unten befestigt und tauchte wieder auf.

Jetzt musste sich’s zeigen. Einholen des Schleppseils durch die Laufrolle am Drehleiterkran zum ebenfalls an der Leiter befestigten Greifzug. Durch Hebelbewegung tritt der Greifzug seine Tätigkeit an und siehe, nach ca. 20 Minuten konnte man schon den hellgrünen Pkw dem Ufer zustreben sehen. Der Versuch gelang also sozusagen auf Anhieb. Etwas schwieriger gestaltete sich dann das Heraufbringen über die Steinmauer am Ufer. Ziemlich freischwebend, aber noch im Wasser befindlich wurde dann der Wagen auf die Beine umgedreht. Durch Handseilzug und vorsichtshalber am LF 15 hinten angehängt, wurde der Pkw endgültig auf die Strasse gezogen.

Das Fahrzeug selbst war nahezu unversehrt; nur einige Schrammen und kleinere Dellen auf dem Dach waren die erkennbaren äußeren Schäden. Erstaunlich ist, dass die im Kofferraum befindlichen Gegenstände kaum nass waren. Noch erstaunlicher war, dass dieser Pkw uns am anderen Tage, Samstag Abend gegen 18 Uhr, schon wieder vorgefahren wurde.

Die Taucher Schieder Wolfgang, Ziegler Cornelius und Halter Rolf (letztere der Glückliche, der den Wagen ausmachte und dann das Schleppseil befestigte) taten ihr Bestes im Auffinden und Suchen um den gesunkenen Wagen, aber das kalte Wasser ohne Schutzanzug etc. veranlasste jeweils ein vorzeitiges Auftauchen.

 

 

Aus dem Brief des Pkw-Eigentümers an den Oberbürgermeister

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!

Ihrer Feuerwehr gelang am 9. Mai 1958 nach unermüdlichem Einsatz die ausserordentlich schwierige Bergung meines Pkws aus dem Thumsee. Diese tatkräftige und selbstlose Hilfe hat mich tief beeindruckt.
Ich gestatte mir deshalb, Ihnen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Neumayer, meinen ergebensten Dank auszusprechen.

Mit vorzüglicher Hochachtung zeichnet

Dr. Karl Scherb