Hochwassereinsätze 01.06. – 06.06.2013
Samstag, 01.06. – 21.11 Uhr bis Sonntag, 02.06.12013 - 19.00 Uhr
Aufgrund starker Regenfälle im Laufe der Woche waren die Böden bereits gesättigt. Durch den starken Niederschlag im Laufe des Samstags, schwollen die Bäche im Bereich Karlstein schnell an. Um 21.11 Uhr erfolgte die erste Alarmierung in den Poschengrund, weitere Anforderungen über die Leitstelle Traunstein folgten in schneller Folge. Zur Unterstützung des Löschzuges Karlstein wurde die komplette Hauptwache und der Löschzug Marzoll alarmiert.
Als Schwerpunkte kristallisierten sich, im Laufe der Nacht auf Sonntag, folgende Bereiche heraus:
- 5 Murenabgänge am Thumsee und Antoniberg blockierten die Staatsstraße 2101
- Durch die Ausuferung des Seebachs (hinter Moserwirt) und Überflutung der Brücke neben dem Anwesen Brenzinger, bahnten sich die Wassermassen den Weg quer über die Kreuzung, über den Radweg und das Firmengelände, in den Bereich Reifenstuelstraße.
- Durch den enormen Wasserabfluß aus dem Bereich Kugelbach, überquerten weitere Wassermassen die Thumseestraße und flossen in die Reifenstuelstraße. Zusammen mit dem Zulauf vom Seebach, füllte sich dieser Ortsteil. Zahlreiche Häuser und Keller, sowie zwei Tiefgaragen liefen voll.
- Im Bereich Staufenstraße und Poschengrund waren zahlreiche Häuser vom Seebach bzw. Hammerbach direkt bedroht.
Fotos aus dem Bereich Pflegerpointstraße:
Vermurungen im Bereich Thumsee / Madlbauer / Seewirt:
Sandsackfüllen im Bauhof durch Kräfte der Bergwacht / Wasserwacht / BRK / Bauhofmitarbeiter:
Zur Schadensbewältigung in dieser Nacht waren folgende Kräfte im Einsatz:
Feuerwehr Bad Reichenhall | 117 Mann mit 11 Fahrzeugen |
Feuerwehr Bayerisch Gmain | 18 Mann mit 2 Fahrzeugen |
THW BGL | 30 Mann (Bergwacht, Wasserwacht, BRK) |
Andere Hilfsorganisationen | |
Bauhof, Stadtwerke, Ordnungsamt |
Es wurden bis Sonntag-Abend 146 Anforderungen über die ILS Traunstein an uns weitergeleitet und von den Einsatzkräften abgearbeitet. Dabei wurden u. a. 5.000 Sandsäcke gefüllt.
Im Laufe des Sonntag-Morgens kam es zu einer dramatischen Lageänderung in Freilassing. Durch eine Flutwelle aus dem Flußbett der Saalach wurde zunächst die B 20 (Höhe Zollhäusl) und in der Folge der tiefergelegene Ortsteil Freimann, überflutet.
Um 07.40 Uhr wurde unsere Tauchergruppe, sowie weitere Wasserrettungseinheiten der Wasserwacht und des THW-BGL angefordert, um eine hilflos treibende Person auf der B 20 (!!) zu retten. Diese konnte zunächst nicht gefunden werden. Unsere Wasserretter kontrollierten das versunkene Fahrzeug und sicherten die Papiere.
Suchaktion nach einer vermissten Person auf der B 20 – Höhe Zollhäusl:
Zwischenzeitlich eskalierte die Lage in den angrenzenden Stadtteilen. Durch die enormen Wassermassen stieg das Wasser zwischen den Häusern in ca. 30 Minuten auf bis zu 2 mtr. Höhe !
Auf Weisung der Einsatzleitung begannen unsere Wasserretter mit der Evakuierung der Siedlung rund um den Heideweg und die Freimannstraße. Neben unserem Rettungsboot besetzten sie zwei weitere Boote des THW mit je zwei Tauchern. Innerhalb von 2 Stunden wurden rund 60 Personen aus ihren überfluteten Häusern gerettet (darunter Schwangere, Gehbehinderte und Schlaganfallpatienten). Teilweise mussten die Boote, im brusttiefen Wasser, durch die Strömung geschoben werden. Weitere Personen wurden durch Wasserwachteinheiten gerettet, insgesamt wurden 165 Menschen mit Booten evakuiert.
Rettungsaktion von ca. 60 Personen durch Wasserretter FF Bad Reichenhall im Heideweg / Freimannstraße:
Im Laufe des Sonntags stieg dann das Grundwasser in weiten Teilen Karlsteins, sowie in der Frühlingstraße, über Gewerkenstraße, Saalachstraße bis zur Teisendorferstraße, sowie in Nonn hinter den Tennisplätzen. Es wurden zahlreiche Keller und einige Tiefgaragen durch klares Grundwasser geflutet. Aufgrund der begrenzten Anzahl an zur Verfügung stehenden Pumpen, wurden nur Bereiche abgepumpt, wo die Stromversorgung oder Heizöltanks in Gefahr waren. U. a. pumpten die Kameraden der Feuerwehr Bayerisch Gmain in der Tiefgarage Frühlingstr. 65, um den Stromverteiler der Stadtwerke hier zu retten und dadurch einen großflächigen Stromausfall zu verhindern.
Probleme durch Grundwasser in mehreren Stadtteilen:
Ausuferungen und Überschwemmungen entlang des Seebachs und des Poschengrundes:
Ausuferungen entlang der Saalach im gesamten Stadtgebiet:
Im Umspannwerk der E.ON im Ortsteil Staufenbrücke drohten durch Grundwassereintritt enorme Probleme. Da unsere Kräfte alle an verschiedenen Einsatzstellen gebunden waren, unterstützte uns die FF Piding mit Pumpenmaterial. Dadurch konnten die Probleme eingedämmt werden und somit ein großflächiger Stromausfall (mit sicherlich schlimmen Folgen) im Stadtgebiet verhindert werden.
Bis zum Sonntagabend waren die meisten Einsatzstellen abgearbeitet. Nachdem die meisten Einsätzkräfte bereits seit über 20 Stunden durchgearbeitet haben und keine Ablösung zu erwarten war, wurden am späten Abend alle Mannschaften zur Ruhe nach Hause geschickt, um am Montagmorgen wieder einsatzbereit zu sein.
Es verblieb für die Nacht nur ein Führungsdienst im Schichtbetrieb. Dazu erhielten wir 15 Mann mit Fahrzeugen des Hilfeleistungskontingentes aus dem Landkreis Starnberg. Dieses wurde vom Landratsamt, über die Regierung von Oberbayern, angefordert. Die Nacht selbst verlief ruhig, eine einzige Anforderung erfolgte vom Kreiskrankenhaus Bad Reichenhall. Hier lief Oberflächenwasser in den Personalspeisesaal. Dazu kam es zu ersten Wassereindringungen in der Heizung und in der zentralen Stromversorgung durch steigendes Grundwasser. Mit zwei Pumpen konnte der Grundwasserspiegel über die Nacht auf einem vertretbaren Niveau gehalten werden.
Montag, 03.06. – 07.00 Uhr bis 16.30 Uhr
Ab 07.00 Uhr wurden im Stadtgebiet 17 Einsatzstellen abgearbeitet. Unter anderem wurden Tiefgargen und Keller leergepumpt. Dazu eskalierten die Probleme im Krankenhaus. Durch das immer schneller steigende Grundwasser, drohte die Stromversorgung komplett auszufallen. Sämtliche Operationen wurden abgesagt, Intensivpatienten wurden in andere Krankenhäuser verlegt.
Nur durch den permanenten Einsatz von 2 Löschfahrzeugen konnte der Grundwasserspiegel einigermaßen gehalten werden. Es wurde ein Schichtbetrieb mit je 2 Mann zur Bedienung der Fahrzeuge eingerichtet. Die Pumparbeiten zogen sich bis zum Donnerstagabend (!!!) ununterbrochen hin.
Gesamt waren 76 Mann von 07.00 Uhr bis ca. 16.30 Uhr im Einsatz !
Montag, 03.06.2013 – 16.30 Uhr bis 23.00 Uhr
Um 16.30 Uhr wurden eine erste Gruppe mit Ölwehrausrüstung und dem Ölsanimat nach Freilassing entsandt. Hier waren zahlreiche Keller mit Heizöl kontaminiert. Unsere Kräfte begannen mit unserer Spezialausrüstung, an mehreren Objekte Heizöl aus den Kellern abzusaugen.
Dienstag, 04.06.2013 - 07.00 Uhr bis 20.15 Uhr
Mit 21 Mann wurden im Stadtgebiet weitere 8 Einsatzstellen abgearbeitet (Auspumpen von Kellern). 2 Mann waren im Schichtbetrieb im Krankenhaus eingesetzt, um den Grundwasserspiegel weiterhin niedrig zu halten.
Weiter 9 Mann waren ganztägig zur Unterstützung in Freilassing, um weiterhin zahlreiche Keller von Heizöl zu befreien.
Mittwoch, 05.06.2013 – 07.00 Uhr bis 18.00 Uhr
17 Mann unserer Wehr waren in Freilassing zur Unterstützung eingesetzt. Es wurde wieder Heizöl abgesaugt, div. Keller abgepumpt und der Abtransport von Unrat mit dem Wechselladerfahrzeug unterstützt.
Weitere 10 Mann waren im Stadtgebiet einsatzbereit. Es wurden 2 weitere Objekte leergepumpt und div. Kontrollfahrten, sowie Reinigungsarbeiten im Gerätehaus durchgeführt. Dazu waren weiterhin 2 Mann rund um die Uhr im Krankenhaus eingesetzt.
Unterstützung über 4 Tage im Stadtgebiet Freilassing / Abpumpen von Heizöl aus Kellern:
Donnerstag, 06.06.2013 – 07.00 Uhr bis 18.30 Uhr
Wiederum wurden 15 Mann zu Hilfeleistung nach Freilassing entsandt. Wie in der Vortagen wurde in weiteren Kellern das Heizöl abgesaugt, bzw. abgepumpt und der Abfalltransport unterstützt.
In den 4 Einsatztagen in Freilassing wurde an rund 70 Objekten Hilfe durch unsere Feuerwehr geleistet. Am Donnerstag-Abend wurde hier der Feuerwehreinsatz für alle Kräfte beendet.
Die Pumparbeiten im Krankenhaus zogen sich ebenfalls bis zum Abend. Danach konnte das Grundwasser mit Leihpumpen durch das Krankenhauspersonal beherrscht werden.
Einsatzdaten über 5 Tage hinweg:
Einsatzpersonal gesamt: | 290 Mann |
Maximaler Personaleinsatz: | 117 Mann (Samstag auf Sonntag) |
Einsatzstunden (geschätzt): | 3.700 Stunden (nur FF Bad Reichenhall) |
Anforderungen: | 171 Einsatzstellen im eigenen Stadtgebiet |
70 Einsatzstellen in Freilassing |
Herzlicher Dank für die hervorragende Zusammenarbeit gilt folgenden EInheiten, bzw. Stellen:
Freiwillige Feuerwehr Bayerisch Gmain
Freiwillige Feuerwehr Piding
Bergwacht Bad Reichenhall
Wasserwacht SEG Bad Reichenhall
BRK-SEG Bad Reichenhall
THW OV Berchtesgadener Land
Feuerwehren aus dem Landkreis Starnberg
Städtischer Bauhof Bad Reichenhall
Stadtwerke Bad Reichenhall
Ordnungsamt Bad Reichenhall
Sowie allen Einsatzkräften unserer eigenen Feuerwehr !!!
Andreas Gabriel, Stadtbrandinspektor