150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bad Reichenhall

Totengedenken und Festabend in der Konzertrotunde mit emotionalen Momenten

Bericht: Maria Horn, erschienen im Reichenhaller Tagblatt am 07.09.2015

Bad Reichenhall. Am Samstagabend steuerten die Feierlichkeiten der zum 150jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Bad Reichenhall ihrem Höhepunkt zu. Mit einem Totengedenken und einem Festakt in der Konzertrotunde wurde das Festwochenende eröffnet. Die Erinnerung an die Verstorbenen, die Rückschau in die Anfangsjahre und Entwicklung der Wehr bildeten einen Teil der Veranstaltung. Ansprachen von Ehrengästen und hohe Wertschätzung gegenüber den ehrenamtlichen Helfern den anderen Teil. Feuerwehr- und Stadtchef, Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner bezeichnete die Feuerwehr als hochtechnische Spezialeinheit. „Ihr seid Enthusiasten, die zum Schutz der Bürger arbeiten“, fasste er zusammen. Landrat Georg Grabner stellte fest: „Viele Vereine sind wichtig, aber ihr seid überlebenswichtig.“

Am Beginn des Festakts stand das Gedenken an die verstorbenen Kameraden. Eigentlich war geplant gewesen, diesen Teil der Veranstaltung im Freien vor dem Musikpavillon im Kurpark abzuhalten, aber aufgrund des Regenwetters wurde die Gesamtveranstaltung in die Konzertrotunde verlegt. Pfarrer Eugen Strasser-Langenfeld und Militärpfarrer Andreas Vogelmeier gestalteten die Zeremonie, die musikalisch von der Stadtkapelle Bad Reichenhall umrahmt wurde. Feuerwehrvorsitzender Martin Altendorfer leitete dann zum Festakt über. Dicht besetzt waren die Stuhlreihen in der Konzertrotunde und Altendorfer hatte eine lange Liste mit Namen von Ehrengästen zu verlesen. Unter der zahlreich vertretenen Polit- und Feuerwehrprominenz der Region erwähnte er unter anderem die am weitesten angereisten Gäste, die Feuerwehrfreunde aus Eckernförde bei Kiel. Altendorfer war es im Zuge seiner Begrüßung ein Anliegen, den Partnerinnen der Kameraden zu danken, ohne deren Verständnis für die ehrenamtliche Arbeit im Dienst am Nächsten nicht möglich wäre. In einer bunten Bilderfolge wurde nun ein Überblick über die Veranstaltungen des Festjahrs gewährt. Beginnend beim Patenbitten bei den Bayerisch Gmainer Nachbarn, über die Faschingsgaudi am Rathausplatz und den Berufsfeuerwehrtag für die Jugend bis hin zum Oldtimertreffen und dem Tag der offenen Tür spannte sich der Bogen. Danach folgte ein abwechslungsreicher und aufschlussreicher Querschnitt durch 150 Jahre Feuerwehrgeschichte Bad Reichenhall. Kommandant Andreas Gabriel übernahm diesen Part. (extra Kasten). Wieder wurde viel mit Bildern gearbeitet, Bernhard und Christian Müller hatten die eindrucksvolle Schau zusammengestellt, wobei sich einmal mehr bewahrheitete: „Bilder sagen mehr als tausend Worte“. Welche Bandbreite an Einsätzen die Feuerwehren seit den letzten 25 Jahren bewältigen mussten, das wurde ebenfalls ein einer bewegenden Fotoschau verdeutlicht. Jener Einsatz, der bei allen Beteiligten die stärksten Erinnerungen hervorruft, ist der Einsturz der Eishalle am 2. Januar 2006. Auf mehreren Fotos wurde nochmals das Ausmaß dieser Katastrophe deutlich, und jetzt wurde es sehr emotional im Saal. Die Mutter eines der geretteten Mädchen trat ans Mikrofon um den Hilfskräften für ihren Einsatz zu danken. „Unsere damals 12jährige Tochter wäre erfroren, wenn ihr nicht geholfen hättet. Ihr wisst nicht, was ihr uns geschenkt habt. Das ist so wertvoll, dass ich es mit Worten nicht ausdrücken kann.“ Nicht nur der Kommandant zeigte sich nach diesem Ausdruck des Dnakes sehr bewegt.

In den Grußworten der Ehrengäste wurde dann deutlich, welchen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz und Wohl der Bürger die Feuerwehren leisten. Landrat Georg Grabner erinnerte an die fünf Katastrophenfälle während seiner mittlerweile 13jährigen Amtszeit. und kam auf die moderne Ausstattung zu sprechen. „Aber das Wichtigste seid ihr Menschen“, rief der den Feuerwehrlern zu und bezeichnete sie als unverzichtbare Säulen der aktiven Bürgergesellschaft. Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner gratulierte im Namen der Stadt. „Die Feuerwehr ist heute eine hochtechnische Spezialeinheit und ihr seid Enthusiasten zum Schutz der Bürger“, sagte Lackner. Mit einer Hauptwache und den beiden Löschzügen in Karlstein und Marzoll gibt es in der Stadt eine Struktur, die weiter gepflegt werden müsse, waren Lackners deutliche Worte. Wie auch alle anderen Grußwortredner bedankte sich der Oberbürgermeister für die angenehme und äußerst gute Zusammenarbeit. Kreisbrandrat Josef Kaltner, als „Eigengewächs“ der Reichenhaller Wehr unterstrich den Kameradschaftsgedanken, der sehr gepflegt wird und kam auf die hervorragende Nachwuchsarbeit zu sprechen. Peter Reiser vom BRK und Vertreter der Großgmainer Feuerwehr gratulierten ebenfalls zum 150jährigen Jubiläum und vonseiten des Patenvereins gab es noch eine besondere Überraschung. Vorstand Arnim Schläfke und Kommandant Thomas Hörl überreichten eine mannshohe geschnitzte Figur, die einen Atemschutzträger darstellt. Mit umfassenden Dankesworten an all jene, die zur Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen anlässlich des 150jährigen Jubiläums beigetragen hatten, schloss Vorstand Martin Altendorfer den Festakt. In erster Linie dankte er Festleiter Hans Ertl für dessen zeitintensive Arbeit. Im Zelt an der Loferer Straße wurde dann weiter gefeiert.  Bestandteil des Festakts waren Ehrungen verdienter Mitglieder. Darüber berichten wir gesondert.

 

 

Von einfachen Anfängen bis zum modernen Feuerwehrwesen

Kommandant Andreas Gabriel gewährte einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Reichenhall wurde am 01. September 1865 auf Initiative von Anton Zellner gegründet. 24 Mann sind in der Gründungsurkunde eingetragen, ihnen stand allerdings nur eine alte Druckspritze zur Verfügung. Schon damals begab man sich auf „Sponsorensuche“ und fand durch die Ausstellung von Anteilsscheinen schnell finanzielle Unterstützung. Die Ausrüstung konnte um eine neue Druckspritze erweitert werden, außerdem verfügten die Männer über eine Schubleiter, ein Sprungtuch, Messinghelme und 300 Fuß Hanfschläuche. Schon zwei Tage später erfolgte der erste Einsatz in Bayerisch Gmain. Zum ersten Kommandanten wurde ein Jahr später am 28. November 1866 Josef Ziegler gewählt, sein Stellvertreter war Feuerwehrgründer Anton Zellner. Am 02. Dezember wurde Stadtkämmerer Andreas Kamel zum ersten Vorstand ernannt. In früheren Feuerwehrjahren gab es zwei bis drei Einsätze pro Jahr, denn die Arbeit konzentrierte sich auf die Brandbekämpfung. Heute nimmt dieser Teil noch 10 bis 15 Prozent der Feuerwehrarbeit ein, Schwerpunkt ist die technische Hilfeleistung. Der Bogen spannt sich vom Gefahrguteinsatz, über Tierrettung bis hin zur Befeiung aus einem Aufzug. „Wir sind sozusagen ‚Mädchen für Alles’“, fasste der Kommandant zusammen. Bis zum Jahr 1970 sind seit der Gründung insgesamt 1.000 Einsätze in der Chronik verzeichnet, heute sind es im Jahr durchschnittlich 275. Im Jahr 2014 waren es 304 Einsätze, im Jahr 2013 aufgrund des Hochwassers sogar 496. Im Festjahr ist die Freiwillige Feuerwehr Bad Reichenhall mit 160 aktiven Kameraden gut aufgestellt und braucht sich auch keine Nachwuchssorgen zu machen. 32 Feuerwehranwärter sind im Jugendzug in Ausbildung. Im Rahmen der Rückschau auf Geschichte und Einsatzwesen wurde deutlich gemacht, dass neben dem Dienst am Nächsten und mancher Dramatik bei Ernstfällen das gesellschaftliche Miteinander der Kameraden eine grundlegende Basis für die Feuerwehrarbeit bildet.

 

 


Totengedenken: Militärpfarrer Andreas Vogelmeier ist selbst Feuerwehrmitglied und kam in Uniform, gemeinsam mit Stadtpfarrer Eugen Strasser-Langenfeld gestaltete er das Totengedenken

 

Ehrengabe:

Eine echte Überraschung war das Geschenk der Paten aus Bayerisch Gmain: ein geschnitzter Atemschutzträger, der künftig an der Feuerwache an der Reichenbachstraße stehen wird. Bayerisch Gmains Kommdandant (1.v.li) und Vereinsvorstand Arnim Schläfke (2.v.re) überreichten mit Alexander Löffelmann (2.v.li) das Patengeschenk an die Reichenhaller Führung Vorstand Martin Altendorfer (3.v.li) und Kommandant Andreas Gabriel (2.v.re)

 

Nachdem Kreisbrandrat Josef Kaltner beim Patenbitten verhindert gewesen war, durfte er beim Festakt das „Scheitlknien“ nachholen

 

Erste Reihe:

Bei der Totenehrung: Kreisbrandmeister Harald Pirker, Doris und Josef Kaltner, Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner,Landrat Georg Grabner, Bürgermeister Manfred Hofmeister, Kreisbrandmeister Stefan Landauer, die Bayerisch Gmainer Führungsdelegation Kommandant Thomas Hörl und Vorstand Arnim Schläfke und weitere hochrangige Feuerwehrrepräsentanten.

Fotos: Maria Horn

 

 

 

 



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